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Digitale Revolution, Omas gegen rechts und wolkiges Gedöns

Kathrin Lange • 17. Dezember 2018

Was schreibt man, wenn man nur eine Viertelstunde Zeit hat? Harari meint, dass die großen monotheistischen Religionen zwar noch für viele Menschen als Quelle von Autorität dienen können, aber nicht mehr als Quelle der Inspiration. Die Zeiten wie im Mittelalter, in denen Klöster und Domschulen die Zentren von Innovation und Gelehrsamkeit waren, sind vorbei. Marx' Manifest war als Gesellschaftsentwurf so erfolgreich, weil es die gegebenen technischen Voraussetzungen mit einbezog, ja auf ihnen basierte, statt sie zu ignorieren oder gar zu bekämpfen.
Auf unsere Zeit übertragen, bedeutet das, dass eine neue Gesellschaftsordnung, so wir denn wollen, dass sie entstehen soll, die digitale Revolution nutzen muss, will sie erfolgreich sein.
Ich frage mich, wie "das Buch" da noch mithalten soll.
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Die HiAZ titelt "Der Aufstand der Grauen" und bringt darunter einen langen Artikel über "Omas gegen rechts." Ich habe die wache Zeit in der Nacht damit verbracht, mir über neurologische Methoden der Gehirnbeeinflussung Gedanken zu machen. Soviel zum Thema "Urlaub". Der neue Faris lässt mich nicht los.
Sabine Bode, eine Autorin, die über Kriegstraumata und deren Vererbung auf die nächste Generation schreibt, sagt über eine Lesungsbesucherin, die meinte, sie und ihre Familie hätten damals auf Stroh geschlafen und die Flüchtlinge heute hätten alle ein Smartphone: "Sie ist vermutlich nie in ihrem Leben getröstet worden."
Ich hätte gern ihre Form der Empathie.
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Pellworm.
Der Himmel zieht sich innerhalb von Minuten um – von dunklem Grau zu winterhellem Blau und wieder zurück. Als könne er sich nicht entscheiden, ob es auf einen Ball geht oder auf eine Beerdigung.

Die schiefergrauen Wolken reißen auf. Der Himmel hat die Farbe von Veilchen, die jahrelang in einem alten Gesangbuch gepresst wurden. Ein Vogel eilt über den Himmel hinweg, ein Schatten nur, zu schnell, um zu sehen, was für einer es war. Ich denke an Sarah Kirsch und ihre Schwalben. Die Wolken haben es eilig - und wirken dabei wie riesige Tintenkleckse, die auf einem blauen Tischtuch verlaufen.

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